Die Kohärenzfaktoren nach Rieforth – systemische Vertiefung der 9-Felder-Methode
Mediator Sweti
Die Kohärenzfaktoren nach Rieforth vertiefen das 9-Felder-Modell systemisch. Entdecke, wie Emotionen, Kognition, Sinn, Körper, Verhalten und Wahrnehmung wirksam in Coaching, Mediation und Beratung integriert werden – mit Beispielen und Anwendungstipps.

Einleitung: Von Struktur zu Tiefe – eine systemische Fortsetzung
In meinem letzten Beitrag habe ich die 9-Felder-Methode nach Prof. Joseph Rieforth vorgestellt – ein strukturiertes Instrument zur Klärung von Problemen, Ressourcen und Zielen entlang der Zeitdimension Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Das Modell bietet einen wertvollen Orientierungsrahmen für Coaching, Beratung und Mediation.
Doch wie gelingt es, die Felder des 9FM nicht nur rational zu füllen, sondern tief zu verstehen, zu spüren und emotional zu verarbeiten? Hier kommen die Kohärenzfaktoren ins Spiel. Sie erweitern die 9FM auf einer psychologisch-systemischen Ebene und ermöglichen eine vertiefte Arbeit mit Klient:innen, die auf Klarheit, Selbstwirksamkeit und Sinn abzielt.
Die sechs Kohärenzfaktoren im Überblick
Die Kohärenzfaktoren – von Rieforth systemisch weiterentwickelt – beschreiben sechs zentrale Ebenen, über die Menschen ihre subjektive Wirklichkeit konstruieren:
- Sinn- und Zielorientierung – Was ist mir wichtig? Wofür lohnt es sich, in Bewegung zu kommen?
- Kognition – Was denke ich? Welche Überzeugungen prägen meine Sicht?
- Emotion – Was fühle ich? Wie gehe ich mit Gefühlen um?
- Wahrnehmung – Was nehme ich bewusst wahr – und was blende ich vielleicht aus?
- Körper – Wie reagiert mein Körper auf die Situation?
- Verhalten – Was tue ich konkret – oder vermeide ich?
Diese sechs Ebenen wirken miteinander verflochten. Sie können einzeln angesprochen werden – doch in der Praxis ist es oft ein Zusammenspiel: Ein blockierender Gedanke (Kognition) kann die Wahrnehmung verengen, ein unbenanntes Gefühl zu Körperspannung führen oder ein fehlender Sinn das Verhalten lähmen.
Die Verbindung zur 9FM – systemisch gedacht
Die 9-Felder-Methode bietet eine äußere Struktur: Sie klärt wo (Problem, Ressource, Ziel) und wann (Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft) wir hinschauen sollten. Die Kohärenzfaktoren ermöglichen hingegen, wie wir diese Felder innerlich erleben und verarbeiten.
Beispiel: Gegenwartsproblem (Feld 1 im 9FM)
- Wahrnehmung: Was sehe ich als Problem? Was nehme ich dabei nicht wahr?
- Emotion: Welche Gefühle sind mit der Situation verbunden? Wut, Angst, Trauer – oder gar keine?
- Kognition: Welche Gedanken begleiten die Situation? Sind es eher Zuschreibungen oder offene Fragen?
- Sinn: Warum ist das gerade jetzt ein Thema für mich? Was steht auf dem Spiel?
In diesem Zusammenspiel entsteht systemische Tiefe: Das 9FM zeigt, wo wir suchen, die Kohärenzfaktoren wie wir hinschauen. Wer systemisch berät, bleibt nicht an Oberflächenphänomenen stehen, sondern unterstützt Reflexion auf mehreren Ebenen – kognitiv, emotional, körperlich und existenziell.
Methodik: Untersuchung der Kohärenzfaktoren aus systemischer Sicht
Die systemische Sicht versteht den Menschen als Beobachter seiner eigenen Wirklichkeit. Mit den Kohärenzfaktoren können wir diese Beobachtung zweiter Ordnung gestalten – also nicht nur was ich erlebe, sondern wie ich zu meinem Erleben komme.
Vier zentrale Prinzipien im methodischen Vorgehen:
- Zirkularität und Hypothesenbildung – „Was wirkt mit, dass es so bleibt?“
- Beobachtung zweiter Ordnung – „Wie nehme ich meine Überforderung überhaupt wahr?“
- Strukturelle Kopplung – Wie hängen Körperempfindung, Verhalten und Denken zusammen?
- Selbstreferenz – Wie wird meine Identität durch Sinn oder Zielerleben stabilisiert oder irritiert?
Diese Perspektiven helfen, Coaching- oder Mediationsthemen nicht zu verengen, sondern zu erweitern. Sie fördern nachhaltige Veränderung, da sie an tieferen Ebenen der Wirklichkeitskonstruktion ansetzen.
Anwendung in systemischer Beratung, Mediation und Coaching
Die Kohärenzfaktoren lassen sich in allen Phasen systemischer Arbeit nutzen. Hier einige praxiserprobte Möglichkeiten:
1. Systemische Beratung
- Situationsanalyse: Welcher Faktor dominiert gerade? (z. B. Kognition oder Emotion)
- Zugang zu blockierten Themen: über den Körper („Wo spüren Sie das?“) oder Sinn („Wozu könnte das gerade wichtig sein?“)
- Ressourcen aktivieren: Was hilft – emotional, gedanklich, körperlich – in vergleichbaren Situationen?
Beispiel: Eine Klientin in Umstrukturierungssorge spürt „Druck in der Brust“, denkt: „Ich schaffe das nicht“, fühlt Unsicherheit. Die Arbeit mit Körper, Gedanken und Zielen bringt Bewegung.
2. Mediation
- Konfliktdynamiken verstehen: Was wird gezeigt – was wird vermieden?
- Verdeckte Bedürfnisse aufdecken: „Was ist Ihnen eigentlich wichtig?“ (Sinn)
- Körpersprache deuten: Rückzug oder Spannung als Einstieg in neue Hypothesen
Beispiel: In einer WG-Mediation beschreibt ein Bewohner die Stimmung als „kalt und angespannt“. Die Arbeit mit unterdrückter Trauer und erhofftem Kontakt bringt Lösung in Sicht.
3. Coaching
- Selbstreflexion strukturieren: Welcher Faktor steht im Zentrum, welcher fehlt?
- Zielklärung: Will ich etwas tun, denken, fühlen – oder finde ich keinen Sinn mehr?
- Entscheidungsklarheit: Stimmigkeit prüfen über emotionale Resonanz, nicht nur Argumente
Beispiel: Eine Führungskraft fühlt sich „leer“. Auf die Frage „Wofür tun Sie das alles?“ entsteht ein stiller Moment – dann ein neuer Sinnimpuls.

🧭 Veränderung beginnt mit Klarheit.
Als systemischer Berater, Coach und Mediator unterstütze ich Sie dabei, Konflikte zu klären, Rollen zu klären und Prozesse tragfähig zu gestalten – bevor Chancen verloren gehen.
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Fazit: Innenschau mit Wirkung
Die Kohärenzfaktoren ermöglichen eine vertiefende systemische Innenschau, die das 9-Felder-Modell wirkungsvoll ergänzt. Während das 9FM Struktur und Überblick gibt, ermöglichen die sechs Faktoren eine feine Differenzierung des inneren Erlebens.
Wer Beratung, Mediation oder Coaching auf mehreren Ebenen führen will – mental, emotional, körperlich und sinnstiftend – findet hier ein wirksames Instrument.
Denn: Veränderung beginnt dort, wo Wahrnehmung sich verändert.
📎 Hinweis: Ein Arbeitsblatt zu den Kohärenzfaktoren ist derzeit in Vorbereitung. Gerne informiere ich über dessen Veröffentlichung.