Das Arbeitsbündnis in der Mediation — systemisch gedacht
Mediator Sweti

1. Einleitung: Warum wir über das Arbeitsbündnis reden sollten
In der Mediation sprechen wir oft über Vertrauen: Wie kann es entstehen? Wie wird es gestärkt? Wann droht es zu erodieren? In meinem Beitrag Vertrauen in der systemischen Perspektive habe ich dargelegt, dass Vertrauen immer ein Produkt sozialer Kommunikation ist — und keineswegs selbstverständlich vorausgesetzt werden kann.
Gerade in konfliktbeladenen Prozessen wird aber oft übersehen, welche zentrale Rolle das Arbeitsbündnis (AB) für die Entwicklung von Vertrauen und für die Prozessqualität insgesamt spielt. Das AB ist weit mehr als eine organisatorische Rahmenvereinbarung oder ein juristisches Vertragsdokument. Es ist ein lebendiger psychologischer und systemischer Container, der überhaupt erst ermöglicht, dass Mediand:innen sich auf einen oft emotional und relational herausfordernden Prozess einlassen.
In meiner eigenen Mediationspraxis, die stark von systemischem Denken und Elementen der Transaktionsanalyse inspiriert ist, habe ich die Erfahrung gemacht: Wenn das Arbeitsbündnis tragfähig gestaltet ist, trägt es den gesamten Prozess. Wenn es schwach bleibt, bricht der Prozess häufig an den unsichtbaren Erwartungen und Ängsten der Beteiligten.
In diesem Artikel möchte ich aufzeigen, was das Arbeitsbündnis in der Mediation leisten kann, worauf bei seiner Gestaltung zu achten ist — und warum es gerade in der systemisch fundierten Mediation als bewusst gestaltetes Element unverzichtbar ist.
2. Was ist das Arbeitsbündnis — und was ist es nicht?
Der Begriff Arbeitsbündnis ist in der Mediation nicht eindeutig definiert. In der Praxis wird er häufig unterschiedlich verstanden oder auf einzelne Aspekte reduziert. Umso wichtiger ist es, sich klarzumachen, was ein tragfähiges Arbeitsbündnis tatsächlich leisten sollte — und was es ausdrücklich nicht ist.
Zunächst: Das Arbeitsbündnis ist keine bloße organisatorische Rahmenvereinbarung. Es geht nicht nur darum, Termine, Kosten oder Abläufe zu regeln. Ebenso wenig ist es ein reiner juristischer Vertrag über die Teilnahme an einer Mediation. Diese formalen Aspekte sind notwendig, aber sie bilden nur die äußere Hülle.
Das eigentliche Arbeitsbündnis ist ein psychologisches und systemisches Fundament, auf dem der gesamte Mediationsprozess ruht. Es ist ein gemeinsam und transparent ausgehandelter Rahmen, der Sicherheit bietet, tragfähige Kommunikation ermöglicht und Vertrauen aufbaut. Dazu gehören insbesondere:
- eine gemeinsame Klärung von Erwartungen an den Prozess und an die Beteiligten,
- die explizite Vereinbarung des Umgangs mit Emotionen und Bedürfnissen,
- eine tragfähige Regelung der Vertraulichkeit und der Rollen,
- und eine Meta-Ebene, die es erlaubt, während des Prozesses jederzeit über das Arbeitsbündnis selbst zu sprechen und es bei Bedarf anzupassen.
In meiner systemisch orientierten Praxis sehe ich das Arbeitsbündnis als einen lebendigen Container, der sich im Verlauf der Mediation mitentwickelt und an die Dynamik der beteiligten Systeme angepasst werden muss. Wer es lediglich als statischen Vertrag versteht, unterschätzt seine tiefere Bedeutung für die Prozessqualität.
3. Psychologische Grundlagen des Arbeitsbündnisses
Ein gut gestaltetes Arbeitsbündnis ist weit mehr als eine kommunikative Nettigkeit. Es bildet die psychologische Voraussetzung dafür, dass Mediand:innen sich auf einen oft unsicheren, emotional aufgeladenen und von vielfältigen Dynamiken geprägten Prozess einlassen.
Aus einer systemischen Sichtweise und inspiriert von den psychologischen Grundlagen der Mediation (Montada & Kals, 2009) wird deutlich: Das Arbeitsbündnis muss spezifische psychologische Funktionen erfüllen:
- Schutz der beteiligten Personen in einem konflikthaften Raum,
- Rahmung für die Bearbeitung von Emotionen und Identitätsaspekten,
- Ermöglichung von Vertrauen trotz ungewisser Prozessverläufe,
- Förderung von Prozessmotivation bei den Beteiligten.
In meiner eigenen Arbeit erlebe ich regelmäßig: Wenn das Arbeitsbündnis diese Funktionen nicht erfüllt, greifen unbewusste Schutz- und Abwehrmechanismen. Es entstehen Vermeidung, Eskalation oder Rückzug — und die Qualität der Mediation leidet.
Um diese Funktionen bewusst zu gestalten, hilft es, sich folgende psychologische Grundannahmen zu vergegenwärtigen:
📌 Theoriekasten: Psychologische Grundlagen des Arbeitsbündnisses
Ein fundiertes Arbeitsbündnis in der Mediation beruht nicht nur auf Verfahrensregeln — es muss auch den psychologischen Prozessraum bewusst gestalten.
Montada und Kals formulieren hierfür fünf zentrale psychologische Grundannahmen, die das Arbeitsbündnis stützen sollten:
1️⃣ Allparteilichkeit statt Neutralität
Der Mediator agiert aktiv allparteilich und sorgt dafür, dass alle Stimmen gehört werden.
2️⃣ Produktive Gestaltungsfreiheit
Das Arbeitsbündnis sichert den Einsatz vielfältiger methodischer Zugänge — auch emotionale, motivationale und relationale Aspekte dürfen bearbeitet werden.
3️⃣ Motivpluralismus anerkennen
Konflikte sind mehr als bloße Interessengegensätze. Das Arbeitsbündnis öffnet den Raum, in dem tieferliegende Motive, normative Überzeugungen und Bedürfnisse sichtbar und verhandelbar werden können.
4️⃣ Identitäts- und Gerechtigkeitsdimensionen achten
Fragen von Identität, Selbstwert und Gerechtigkeit prägen Konflikte stark. Das Arbeitsbündnis schützt diese sensiblen Felder und erlaubt eine bewusste Bearbeitung.
5️⃣ Kognitive, emotionale und motivationale Prozessgestaltung
Das Arbeitsbündnis verpflichtet dazu, den Mediationsprozess so zu gestalten, dass er kognitiv verstehbar, emotional tragfähig und motivierend für die Beteiligten ist.
Fazit:
Ein gutes Arbeitsbündnis stellt nicht nur Verfahrenssicherheit her, sondern schafft einen tragfähigen psychologischen Container, in dem tiefere Klärung und nachhaltiger Vertrauensaufbau möglich werden.
4. Erwartungen klären — das Herzstück des Arbeitsbündnisses
Erwartungen sind der stille Motor oder die verdeckte Stolperfalle in jeder Mediation. Vertrauen, Offenheit und Prozesssicherheit entstehen nur, wenn die beteiligten Erwartungen bewusst gemacht und in das Arbeitsbündnis integriert werden.
In meiner Praxis erlebe ich häufig, dass gerade unausgesprochene oder unbewusste Erwartungen zu Verunsicherung und Blockaden führen. Parteien erwarten etwa, dass der Mediator “die Führung übernimmt”, dass “am Ende eine Lösung stehen muss”, oder dass “emotionale Themen ausgeklammert bleiben sollen”. Wenn diese Erwartungen nicht explizit angesprochen werden, wirken sie als verdeckte Steuerungsgrößen — und gefährden den Prozess.
Das Arbeitsbündnis bietet hier einen zentralen Raum für Meta-Kommunikation über Erwartungen. Es sollte von Anfang an klären:
- Was erwarten die Parteien voneinander?
- Was erwarten sie vom Mediator?
- Was erwarten sie vom Verfahren?
- Was erwarten sie nicht — wovor haben sie möglicherweise Angst?
Gerade aus systemischer Sicht und mit Blick auf transaktionsanalytische Dynamiken (z.B. Trübungen, Ersatzgefühle, Rollenerwartungen) ist diese Klärung unverzichtbar.
Zur systematischen Gestaltung hilft folgende Struktur:
📌 Theoriekasten: Arbeitsbündnis und Erwartungen
Vertrauen und Prozessqualität in der Mediation hängen entscheidend davon ab, wie Erwartungen im Arbeitsbündnis bearbeitet werden.
Oft wirken gerade unausgesprochene oder unbewusste Erwartungen als heimliche Störquellen im Mediationsprozess.
Zentrale Aufgaben des Arbeitsbündnisses im Umgang mit Erwartungen:
1️⃣ Explizite Erwartungsklärung ermöglichen
Das AB schafft Raum dafür, dass Erwartungen an das Verfahren, an den Mediator und an die anderen Beteiligten offen angesprochen werden dürfen.
2️⃣ Implizite Erwartungen sichtbar machen
Das AB lädt dazu ein, auch unbewusste oder indirekte Erwartungen gemeinsam zu reflektieren — etwa Erwartungen an Rollen (Retter, Richter), an Ergebnisse oder an emotionale Prozessdynamiken.
3️⃣ Meta-Kommunikation über Erwartungen vereinbaren
Das AB legt fest, dass Erwartungen im laufenden Prozess besprechbar bleiben — Erwartungen dürfen sich entwickeln und dürfen angepasst werden.
4️⃣ Schutz vor Rollenkonfusion
Gerade in komplexen Systemen (z.B. Organisationsmediation) sichert das AB, dass der Mediator seine Rolle klar hält und nicht verdeckt die Erwartungen einzelner Akteure bedient.
Fazit:
Ein gutes Arbeitsbündnis betrachtet Erwartungsklärung als aktiven Bestandteil des Mediationsprozesses — und schützt damit die Entwicklung von Vertrauen und die Offenheit im Dialog.
5. Emotionen, Bedürfnisse und das Arbeitsbündnis als Schutzraum
Kaum ein Mediationsprozess verläuft ohne emotionale Höhen und Tiefen. Konflikte sind immer auch emotional aufgeladen, berühren grundlegende Bedürfnisse und oftmals unbewusste innere Themen.
Ein gut gestaltetes Arbeitsbündnis stellt sicher, dass Emotionen und Bedürfnisse im Prozess sichtbar werden dürfen — ohne den Prozess zu gefährden.
Hier erweist sich die Verbindung zu Konzepten aus der Transaktionsanalyse (z.B. Ich-Zustände, Ersatzgefühle, Trübungen) und zur Gewaltfreien Kommunikation als besonders hilfreich. Gefühle zeigen sich häufig nicht unmittelbar als authentische primäre Emotionen, sondern überlagert durch Ersatzgefühle (z.B. Wut statt Trauer) oder eingebunden in altes Skriptverhalten.
Das Arbeitsbündnis sollte daher von Anfang an klären:
- Emotionen sind im Prozess erlaubt und erwünscht, soweit sie im Rahmen einer wertschätzenden Kommunikation geäußert werden.
- Der Mediator unterstützt dabei, zwischen echten und Ersatzgefühlen zu unterscheiden und unbewusste emotionale Dynamiken sichtbar zu machen.
- Bedürfnisse dürfen benannt werden. Es ist kein Zeichen von Schwäche, eigene Bedürfnisse offen zu formulieren — im Gegenteil: Nur so wird echte Klärung möglich.
- Grenzen werden im AB definiert: Emotionale Erpressung oder gezielte Eskalation werden nicht geduldet.
→ Hier kann sich der Mediator ausdrücklich auf den AB-Rahmen berufen.
In meiner Praxis ist das AB an dieser Stelle immer ein bewusster Schutzraum: Es gibt den Parteien die Erlaubnis, sich auch mit ihren emotionalen Anteilen einzubringen, und es schützt gleichzeitig den Prozess davor, durch ungeklärte emotionale Eskalationen entgleist zu werden.
Gerade in diesem Zusammenhang lohnt sich die Verknüpfung mit dem bereits behandelten Thema Gefühle in der TA. Ein Mediator, der die Differenzierung zwischen authentischen und Ersatzgefühlen versteht und methodisch stützen kann, erhöht die emotionale Sicherheit im Prozess erheblich.
6. Arbeitsbündnis in der Organisationsmediation — Komplexität bewusst gestalten
Gerade in komplexeren Kontexten wie der Organisationsmediation sind diese emotionalen und kommunikativen Grundlagen im Arbeitsbündnis von besonderer Bedeutung — zugleich kommen hier weitere systemische Dimensionen hinzu, die bewusst gestaltet werden müssen.
In der Organisationsmediation wirkt das Arbeitsbündnis in einem komplexeren Beziehungsgeflecht als in der klassischen Mediation.
Hier sind meist nicht nur die unmittelbar beteiligten Konfliktparteien involviert, sondern auch Auftraggeber:innen, interne Stakeholder, ggf. HR-Abteilungen, Führungskräfte oder Gremien. Daraus ergeben sich mehrere Erwartungshorizonte und eine erhöhte Gefahr von Rollenkonfusion.
Ein häufiges Risiko: Die Organisation oder der Auftraggeber erwartet von der Mediation implizit eine “Reparatur” oder gar eine “Befriedung”, während die Konfliktparteien vor allem einen sicheren Raum für Klärung und oft auch für emotionale Entlastung suchen. Gleichzeitig projizieren beide Seiten häufig implizite Erwartungen auf die Rolle der Mediator:in — als verlängerter Arm der Führung, Therapeut:in, Richter:in oder Retter:in.
Umso wichtiger ist es, das Arbeitsbündnis in der Organisationsmediation bewusst mehrdimensional zu gestalten. Ich arbeite hier systematisch mit einer dreistufigen Struktur:
📌 Theoriekasten: Arbeitsbündnis in der Organisationsmediation — die drei Ebenen
In der Organisationsmediation ist die Gestaltung des Arbeitsbündnisses (AB) besonders anspruchsvoll:
Hier wirken mehrere systemische Ebenen und Erwartungsräume zusammen, die bewusst differenziert bearbeitet werden sollten.
Drei verbundene Ebenen des Arbeitsbündnisses:
1️⃣ Auftrags-AB (Mediator ↔ Organisation / Auftraggeber)
- Klärt den formalen Auftrag und die Rahmenbedingungen.
- Sichert Rollenklarheit des Mediators: arbeitet für den Prozess, nicht für den Auftraggeber.
- Schützt die Freiwilligkeit und Ergebnisoffenheit der Mediation gegenüber Ergebniswünschen des Auftraggebers.
2️⃣ Mediations-AB (Mediator ↔ Konfliktparteien / Mediand:innen)
- Gestaltet den eigentlichen Rahmen für den Mediationsprozess:
- Umgang mit Emotionen
- Kommunikationsregeln
- Vertraulichkeit (auch gegenüber Auftraggeber!)
- Exit-Regeln / Abbruchkriterien
3️⃣ Individuelles Verständigungs-AB (Mediator ↔ einzelne Partei)
- Klärt in Vorgesprächen oder im Prozessverlauf:
- individuelle Erwartungen und Bedenken
- unbewusste Rollenbilder und Projektionen
- persönliche emotionale Sicherheit im Verfahren
Fazit:
Ein tragfähiges Arbeitsbündnis in der Organisationsmediation braucht die bewusste Gestaltung aller drei Ebenen — nur so können Vertrauen, Transparenz und Prozesssicherheit für alle Beteiligten entstehen.
7. Typische Fehler und Stolpersteine bei der Gestaltung des Arbeitsbündnisses
Ein gutes Arbeitsbündnis entfaltet im Mediationsprozess eine stabilisierende und vertrauensfördernde Wirkung. Umgekehrt führen Fehler und Versäumnisse in der Gestaltung des AB oft zu erheblichen Prozessrisiken.
Aus meiner Praxis und aus systemischen Analysen lassen sich dabei immer wieder ähnliche Muster erkennen.
Hier einige typische Stolpersteine:
Fehlende oder zu oberflächliche Erwartungsklärung
→ Wenn Erwartungen nicht explizit gemacht werden, entstehen unterschwellige Frustrationen und wechselseitige Enttäuschungen.AB wird nur als statisches Vertragsdokument verstanden
→ Das AB muss als dynamisch lebender Prozessrahmen gestaltet werden — der sich im Verlauf der Mediation weiterentwickeln darf.Unzureichende Meta-Kommunikation über das AB
→ Wenn es im Prozess keine klare Einladung gibt, auch über das AB selbst zu sprechen (z.B. bei veränderten Bedürfnissen), bleiben wichtige Themen unter der Oberfläche.Rollenkonfusion beim Mediator
→ Gerade in Organisationsmediationen: Wird die eigene Rollenklarheit nicht bewusst im AB verankert und geschützt, gerät der Mediator schnell in verdeckte Rollen (verlängerter Arm der Führung, Retter o.ä.).Verdrängte emotionale Dimension
→ Wenn das AB die Bearbeitung von Emotionen und Bedürfnissen nicht ausdrücklich erlaubt und rahmt, werden Ersatzhandlungen und Eskalationen wahrscheinlicher.Fehlender Schutz vor destruktiver Emotionalisierung
→ Umgekehrt: Wenn emotionale Erpressung oder destruktive Eskalation im AB nicht klar begrenzt werden, kann der Prozess kippen.Keine Differenzierung der AB-Ebenen in der Organisationsmediation
→ Wer in komplexen Organisationskontexten nur ein undifferenziertes AB formuliert, unterschätzt systemische Dynamiken und gefährdet die Prozessstabilität.
Fazit:
Das Arbeitsbündnis ist ein lebendiges Steuerungselement. Es verdient eine ebenso sorgfältige und differenzierte Gestaltung wie der Mediationsprozess selbst — von Beginn an und fortlaufend im Prozess.

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8. Fazit: Das Arbeitsbündnis als lebendiger Vertrauens- und Gestaltungsraum
Das Arbeitsbündnis ist in der Mediation weit mehr als ein formaler Einstieg oder ein beiläufiges Element zu Beginn eines Verfahrens. Es ist der tragende Raum, der ermöglicht, dass Vertrauen wachsen kann, dass emotionale und systemische Dynamiken bewusst gestaltet werden und dass die Beteiligten sich auf einen oft herausfordernden Klärungsprozess wirklich einlassen.
Gerade in einer systemisch fundierten und transaktionsanalytisch sensibilisierten Mediationspraxis ist das Arbeitsbündnis nicht statisch, sondern ein lebendiger Prozessrahmen. Es muss mitwachsen — mit den Dynamiken der Beteiligten, mit den sich entwickelnden Erwartungen und Bedürfnissen, mit den emotionalen Bewegungen im Raum.
In meiner eigenen Praxis nehme ich das Arbeitsbündnis deshalb sehr ernst:
Ich verstehe es als Container, der Vertrauen ermöglicht und zugleich als Steuerungsinstrument, um im Laufe des Verfahrens immer wieder gemeinsam innezuhalten und zu prüfen:
“Was brauchen wir jetzt? Wo stehen wir mit unserem Arbeitsbündnis? Was muss eventuell justiert werden?”
Wer das Arbeitsbündnis so versteht und gestaltet, erhöht die Prozessqualität, senkt das Risiko von Abbrüchen und stärkt die tragfähige Eigenverantwortung der Beteiligten.
Ich lade alle Kolleg:innen ein, diesen Blick auf das Arbeitsbündnis in ihrer eigenen Praxis zu reflektieren und weiterzuentwickeln. Vielleicht möchten Sie mir dazu auch Ihre eigenen Erfahrungen mitteilen — ich freue mich über Austausch!
9. Hinweise auf weiterführende Artikel
Wenn Sie tiefer in verwandte Themen einsteigen möchten, finden Sie hier weitere Beiträge aus meinem Blog:
- Vertrauen in der systemischen Perspektive
- Gefühle in der Transaktionsanalyse
- Zweiervertrag in der Transaktionsanalyse
Diese Artikel vertiefen zentrale Aspekte, die auch im Arbeitsbündnis eine wichtige Rolle spielen — insbesondere beim Umgang mit Vertrauen, Emotionen und Erwartungen im Mediationsprozess.