Beschreibung, Erklärung, Bewertung – Drei Ebenen systemischen Denkens
Mediator Sweti

„Unterscheide Beschreibung, Erklärung und Bewertung – und wechsle sie gezielt.“
– Fritz B. Simon, Rezept Nr. 3 (Formen-Tagung 2018)
Im Rahmen der Formen-Tagung von Simon, Weber & Friends am 4. Mai 2018 präsentierte Fritz B. Simon zwanzig Denkimpulse für systemisches Denken. Darunter ein besonders wirksames Werkzeug für Beratung, Coaching und Kommunikation: das Modell der drei Beobachtungsebenen.
Warum drei Ebenen?
In komplexen Situationen reden Menschen oft aneinander vorbei. Häufig, weil sie nicht dieselbe Ebene meinen:
- Die eine Person beschreibt eine Beobachtung,
- die andere erklärt ein Verhalten,
- und die dritte bewertet es moralisch.
Fritz B. Simon unterscheidet darum konsequent drei kommunikative Ebenen, auf denen Aussagen gemacht – und Interventionen platziert – werden können:
Die drei Ebenen im Überblick
🟦 1. Beschreibungsebene
Was ist tatsächlich beobachtbar?
Hier geht es um Fakten, ohne Deutung oder Wertung. Ziel ist eine möglichst neutrale, nachvollziehbare Darstellung.
Beispiel:
„Peter kam 15 Minuten zu spät in den Besprechungsraum.“
🟨 2. Erklärungsebene
Warum ist es geschehen?
Auf dieser Ebene entstehen Hypothesen über Zusammenhänge, Motive oder Ursachen. Es geht um Sinnzuschreibung – nicht um Wahrheit.
Beispiel:
„Vielleicht kam Peter zu spät, weil er mit dem Projekt unzufrieden ist und das zeigen wollte.“
🟥 3. Bewertungsebene
Wie beurteile ich das?
Jetzt werden Normen, Erwartungen und Werte ins Spiel gebracht. Diese Ebene erzeugt oft Reaktionen – Zustimmung, Widerstand oder Schuldgefühle.
Beispiel:
„So ein Verhalten ist unprofessionell und respektlos.“
Systemische Relevanz: Unterscheiden – und gezielt wechseln
Simon betont, dass man nicht auf einer einzigen Ebene verharren sollte. Vielmehr geht es darum, gezielt zwischen den Ebenen zu wechseln:
- Wer nur bewertet, verliert die Anschlussfähigkeit.
- Wer nur erklärt, entzieht sich Verantwortung.
- Wer nur beschreibt, bleibt handlungsarm.
Systemisches Denken lädt dazu ein, sich die eigene Kommunikation bewusst zu machen – und gezielt dort anzusetzen, wo es produktiv ist:
- Mit einer Beschreibung beginnen,
- mögliche Erklärungen explorieren,
- und Bewertungen transparent machen (und verhandelbar).
Herkunft und systemtheoretischer Hintergrund
Das Modell basiert auf einer konstruktivistischen Haltung:
Wirklichkeit wird nicht entdeckt, sondern erzeugt – durch Unterscheidung.
Simon bezieht sich dabei auf:
- George Spencer-Brown: „Unterscheiden heißt operieren.“
- Maturana/Varela: „Alles Wissen ist Beobachtung von Beobachtung.“
- Niklas Luhmann: Kommunikation ist das Medium der Gesellschaft – und funktioniert über selektive Bedeutungszuweisungen.
Beobachtung zweiter Ordnung – also die Beobachtung der eigenen Beobachtung – wird damit zu einem zentralen Element professioneller Kommunikation.
Anwendung in Beratung und Alltag
🔧 In Coaching und Mediation
- Beschreibungsebene aktivieren: „Was ist passiert?“
- Erklärungsebene explorieren: „Was denkst du, warum es so kam?“
- Bewertungsebene bewusst machen: „Was daran war für dich nicht in Ordnung?“
🧑💼 In Organisationen
- Führungskräfte neigen zur Bewertung, Mitarbeitende zur Erklärung – und niemand beschreibt, was tatsächlich war.
- Eine Reflexion entlang der drei Ebenen hilft, Missverständnisse zu entflechten.
👥 In Teams und Beziehungen
- Wenn man statt „Das war rücksichtslos“ sagt:
„Du hast beim Meeting mehrfach dazwischen gesprochen – was war dir wichtig?“
– öffnet man einen neuen Raum.
Seminar- und Quellenhinweis
Das Modell ist Bestandteil systemischer Ausbildung, z. B. im Modul „Soziale Erfindungen“ von Simon, Weber & Friends. Auch Wilob AG beschreibt es als „einfaches und extrem wirksames Tool“, um komplexe Kommunikation zu sortieren und Menschen auf derselben Ebene ins Gespräch zu bringen.

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Fazit: Mehr Klarheit durch Ebenenbewusstsein
Wer systemisch arbeitet, braucht Werkzeuge, um Komplexität nicht zu reduzieren – sondern unterscheidbar zu machen. Die drei Ebenen Beschreibung – Erklärung – Bewertung sind dabei ein brillantes Mittel, um Gesprächsprozesse zu strukturieren und Interventionen treffsicherer zu platzieren.
Tipp:
Probiere es im nächsten Meeting aus. Beginne mit einer reinen Beschreibung – und beobachte, wie sich der Ton im Raum verändert.
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