Ein Zaun zu viel – Wenn Nachbarn sich trennen (und wiederfinden)
Mediator Sweti
Manchmal reicht ein bisschen Holz, um Welten voneinander zu trennen. In unserem heutigen Fall war es ein blickdichter Holzzaun, der zwei Nachbarn – Frau Krämer und Herrn Becker – auf Distanz brachte. Und das im wahrsten Sinne des Wortes.
Was war passiert?
Frau Krämer, 67 Jahre alt, verwitwet, liebt ihren Garten. Für sie ist der Blick ins Grüne nicht nur Hobby, sondern Herzsache. Direkt nebenan wohnt Herr Becker – 42, berufstätig, zwei Kinder, viel Trubel. Um etwas mehr Ruhe zu bekommen, ließ er kurzerhand einen 2-Meter-Zaun ziehen. Ohne Vorwarnung.
„Ein Schlag ins Gesicht“, meinte Frau Krämer später. Für sie war der neue Zaun ein Symbol der Abgrenzung. Nicht nur räumlich – auch emotional.
Der Konflikt schwelte, dann kochte er über: Vorwürfe flogen, Nachbarn wurden einbezogen, der Ton wurde schärfer. Es roch bereits nach Rechtsanwalt.
Zeit für einen Schritt zurück – und drei nach vorn
Hier kam ich als Mediator ins Spiel. Erstmal tief durchatmen, dann: zuhören. In den Vorgesprächen war schnell klar – beide Seiten hatten gute Gründe:
- Herr Becker wollte seine Familie vor neugierigen Blicken und Kinderlärm schützen.
- Frau Krämer fühlte sich überfahren und abgelehnt – und das nach über 20 Jahren friedlicher Nachbarschaft.
In der eigentlichen Mediation wurde viel gesprochen. Manches laut. Manches leise. Es wurde geweint. Es wurde geschwiegen. Und: es wurde verstanden.
Mit Hilfe von einfachen Modellen (Stichwort Eisberg und Bedürfnisse sichtbar machen) kam ans Licht, worum es wirklich ging: Wertschätzung, Respekt und ein bisschen mehr Miteinander.
Der Durchbruch: Zwischen Latten und Leben
Der Wendepunkt kam, als Herr Becker sagte:
„Mir war nicht klar, dass der Zaun für Sie wie ein Rausschmiss wirkt.“
Und Frau Krämer antwortete:
„Ich hab mich einfach ausgeschlossen gefühlt. Nicht mehr Teil der Straße.“
Ab da war plötzlich Bewegung drin. Die Lösung:
- Der Zaun blieb – aber wurde teilweise durchlässig gestaltet.
- Es gab eine gemeinsame Pflanzaktion entlang der Grenze.
- Und man einigte sich auf einen kleinen, aber feinen Nachbarschafts-Stammtisch alle sechs Wochen.
Was wir daraus lernen können
Mediation ist kein Zaubertrick. Aber sie schafft einen Raum, in dem Menschen sich nicht nur hören, sondern wirklich sehen. In diesem Fall war der Zaun nicht das Problem. Er war das Symbol.
Was wirklich half, war:
- Das Erkennen echter Bedürfnisse
- Der Mut zur Ehrlichkeit
- Und der Wille, neu anzufangen
Heute grüßen sich Frau Krämer und Herr Becker wieder. Manchmal plaudern sie über den Zaun hinweg. Kein großes Ding. Aber ein schönes Zeichen.
Wir sind für Sie da. Kostenlos starten. Vertraulich bleiben.
Dr. Swetoslaw Beltschew – Konfliktbegleitung
E-Mail: mediator@sweti.de
Webseite: mediator.sweti.de
Standort: Dresden & Umgebung – auf Wunsch auch online