Konflikte verstehen statt lösen: Die Klärungsphase in der systemischen Mediation
Mediator Sweti

1. Worum geht es in P2?
Die zweite Phase einer Mediation wird häufig als „Herzstück“ des Verfahrens beschrieben. Während die Kontaktphase (P1) vor allem der Auftragsklärung und dem Aufbau einer tragfähigen Arbeitsbeziehung dient, beginnt mit der Klärungsphase (P2) die eigentliche Auseinandersetzung mit dem Konflikt. Dabei geht es – systemisch betrachtet – nicht um Schuld oder objektive Wahrheit, sondern um eine differenzierte Exploration der Sichtweisen, Dynamiken und Kommunikationsmuster, die das Konfliktgeschehen prägen.
In klassischen Mediationsmodellen wird diese Phase mit Begriffen wie „Konflikterhellung“, „Perspektivendarstellung“ oder „Sichtweisen verstehen“ beschrieben. Das Harvard-Konzept spricht davon, zwischen Positionen und Interessen zu unterscheiden und die Menschen vom Problem zu trennen. Aus systemischer Sicht greifen diese Beschreibungen jedoch zu kurz: Konflikte sind nicht bloß Störungen in der Kommunikation, sondern Formen der Kommunikation selbst. Sie strukturieren Beziehungen, erzeugen Bedeutung und bieten – so unangenehm sie auch sein mögen – funktionale Beiträge zur Aufrechterhaltung oder Veränderung sozialer Systeme.
Ziel der Klärungsphase ist es daher nicht, den Konflikt aufzulösen, sondern ihn beobachtbar zu machen: Wie konstruieren die Beteiligten ihre Realität? Welche Erwartungen, Loyalitäten, Ängste oder verdeckten Bedürfnisse strukturieren das Miteinander? Wo verlaufen die Bruchstellen zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung? Und wie können die Parteien beginnen, die Konstruktionen der jeweils anderen Seite als nicht identisch, aber legitim zu betrachten?
Diese Fragen lassen sich nicht allein durch Argumente oder Fakten klären. Sie verlangen nach einer methodischen Gestaltung des Gesprächs, die es erlaubt, von der Oberfläche (Positionen) in die Tiefenstruktur der Kommunikation (Bedürfnisse, Haltungen, blinde Flecken) vorzudringen. Die Rolle der Mediatorin oder des Mediators ist dabei nicht die eines neutralen Schlichters, sondern die eines reflexiven Prozessgestalters: Sie oder er ermöglicht einen Rahmen, in dem die beteiligten Systeme – seien es Individuen, Paare, Teams oder Organisationen – sich selbst und einander in neuer Weise beobachten können.
Systemische Mediation versteht die Klärungsphase daher als eine Form der zweiten Ordnung der Beobachtung: Die Beteiligten lernen, die eigenen Wahrnehmungen, Bewertungen und Deutungen als Teil ihrer Systemlogik zu erkennen. Gleichzeitig werden sie eingeladen, sich mit der Perspektive der anderen Seite auseinanderzusetzen, ohne diese übernehmen zu müssen. Ziel ist keine Harmonisierung, sondern eine erweiterte Anschlussfähigkeit: Die Kommunikation wird wieder flüssig, weil die bisher festgefahrenen Deutungsmuster flexibel und pluralisierbar werden.
Ein Leitsatz, der diese Phase prägnant beschreibt, lautet:
„Konflikte erzählen etwas über das System, nicht nur über die Personen.“
Was in der Alltagssprache als „Streit“ oder „Missverständnis“ erscheint, ist aus systemischer Sicht oft Ausdruck tieferliegender Muster – etwa unklarer Rollenerwartungen, widersprüchlicher Loyalitäten oder unausgesprochener Normen. Die Aufgabe der Mediation besteht nicht darin, diese Muster zu bewerten oder zu reparieren, sondern darin, sie sichtbar und besprechbar zu machen. Erst auf dieser Grundlage kann in der dritten Phase (P3) gemeinsam an Lösungen gearbeitet werden, die mehr sind als Kompromisse – nämlich neue Formen der Verständigung im Spannungsfeld unterschiedlicher Beobachtungslogiken.
2. Konfliktdynamik verstehen – systemisch betrachtet
Konflikte erscheinen in der Oberfläche als Auseinandersetzungen um konkrete Themen: Wer übernimmt welche Aufgabe? Wer entscheidet? Wer bekommt Zugang, Raum oder Anerkennung? Doch systemisch betrachtet ist dies nur die vordergründige Szene eines vielschichtigen Dramas, dessen eigentlicher Gehalt oft verschlüsselt bleibt.
Jede Konfliktpartei entwickelt ihre eigene Konfliktkonstruktion – eine subjektive Sichtweise auf das Geschehen, geprägt durch Wahrnehmungsfilter, persönliche Erfahrungen, Erwartungen und soziale Rollen. Aus dieser Konstruktion heraus entstehen bestimmte Handlungen, Ansprüche und Kommunikation – die wiederum von der anderen Partei beobachtet, interpretiert und bewertet werden. Der Konflikt verstärkt sich auf diese Weise selbst: Die Deutung des Konflikts wird selbst Teil des Konflikts.
Dieser Mechanismus kann als zirkuläre Eskalationsdynamik beschrieben werden. Was Partei A sagt oder tut, wird von Partei B auf eine Weise interpretiert, die nicht der Intention von A entspricht – umgekehrt ebenso. Beide fühlen sich unverstanden, abgewertet oder angegriffen, beide sehen sich im Recht. Die systemische Perspektive sucht nicht nach dem „richtigen“ Standpunkt, sondern fragt: Wie kommt es, dass sich die Parteien gegenseitig so erleben? Und: Welche Muster stabilisieren dieses Erleben – auch unbeabsichtigt?
In dieser Phase der Mediation wird oft deutlich, dass bestimmte Kommunikationsformen nicht mehr anschlussfähig sind. Das bedeutet: Aussagen erreichen die andere Seite nicht mehr als Einladung zum Dialog, sondern als Bedrohung, Zumutung oder Missachtung. Besonders problematisch ist dies, wenn die Beteiligten aus hierarchisch ungleichen Kontexten kommen – etwa in Organisationen. Dort verstärken sich Konflikte häufig durch verdeckte Macht- oder Loyalitätskonflikte, die nicht offen thematisiert werden können.
Der/die Mediator:in tritt in dieser Phase als Beobachter:in zweiter Ordnung auf. Ihre Aufgabe ist es nicht, die Aussagen der Parteien zu bewerten oder inhaltlich zu beurteilen, sondern die Muster sichtbar zu machen, nach denen sie einander beobachten. Aus dieser Rolle heraus können auch paradoxe Dynamiken deutlich werden: etwa wenn eine Partei sich nach Offenheit sehnt, aber zugleich durch Andeutungen und Rückzug kommuniziert; oder wenn beide Parteien das gleiche Ziel verfolgen, aber mit unvereinbaren Mitteln.
Ein Beispiel: In einem Teamkonflikt berichtet Person A, sie fühle sich übergangen und wünsche sich mehr Mitsprache. Person B entgegnet, sie habe A mehrfach eingeladen, sich einzubringen, aber keine Reaktion erhalten. Beide empfinden das Verhalten der jeweils anderen als Ausdruck von Desinteresse oder Kontrolle. Erst durch eine systemische Betrachtung der Kommunikationsmuster wird deutlich: A reagiert auf Andeutungen nicht, weil sie klare Einladungen braucht. B hält sich zurück, um nicht aufdringlich zu wirken. Der Konflikt ist weniger durch Gegensätze als durch unterschiedliche Erwartungen an Kommunikation geprägt – ein klassischer Fall systemischer Missverständnisse.
Solche Dynamiken lassen sich methodisch erschließen – etwa durch zirkuläres Fragen, Konfliktvisualisierungen, Zeitlinienarbeit oder Hypothesenbildung. Entscheidend ist dabei, dass die Konfliktbeteiligten nicht nur über Inhalte sprechen, sondern über ihre Art, über den Konflikt zu sprechen. Diese Metakommunikation eröffnet die Möglichkeit, aus starren Reaktionsmustern auszusteigen und neue Bedeutungsangebote zu formulieren.
Im Sinne Luhmanns könnte man sagen: Konflikte sind Kommunikationsformen, in denen sich das Sozialsystem gegen seine eigene Reduktion auf Selbstverständlichkeiten wehrt. Die Aufgabe der Mediation ist es dann, diese Signale nicht zu dämpfen, sondern verständlich zu machen – ohne sie aufzulösen. So entsteht in der Klärungsphase jene Form von Erkenntnis, die nicht zur Versöhnung führen muss, aber zur Verständigung beitragen kann.
3. Methoden und Interventionen in der Klärungsphase (P2)
Die Klärungsphase lebt von methodischer Vielfalt – nicht, um die Parteien zu therapieren oder zu analysieren, sondern um neue Beobachtungen zu ermöglichen. Systemisches Arbeiten bedeutet in dieser Phase: Angebote zu machen, wie Kommunikation anders gedacht und erlebt werden kann. Nicht jede Methode passt für jede Situation. Entscheidend ist, dass sie anschlussfähig ist – für die jeweilige Konfliktdynamik, für das System, für die Beteiligten.
3.1 Die Eisberg-Metapher differenziert denken
Ein häufig verwendetes Modell zur Beschreibung der Tiefenstruktur von Konflikten ist die Eisberg-Metapher. Sichtbar an der Oberfläche sind die Positionen: konkrete Forderungen, Aussagen, Beschwerden. Unter der Wasserlinie liegen jedoch Interessen, Bedürfnisse und – systemisch besonders relevant – die Haltungen, Loyalitäten und inneren Landkarten der Beteiligten.
Systemisch betrachtet genügt es nicht, die Positionen zu „übersetzen“ oder Bedürfnisse zu erraten. Vielmehr geht es darum, die Art und Weise zu untersuchen, wie die Positionen entstehen – und welche Systemlogik ihnen zugrunde liegt. Eine typische Frage wäre:
„Was wäre gefährdet, wenn Sie auf diese Forderung verzichten würden?“
Solche Fragen führen nicht nur tiefer, sondern auch breiter: Sie weiten die Perspektive auf biografische Erfahrungen, Rollenerwartungen oder organisationalen Kontext. Die Eisberg-Metapher wird damit zu einem dynamischen Reflexionsmodell – nicht zur Diagnostik, sondern zur Selbstklärung.
3.2 Hypothesenbildung als Intervention
Ein zentrales Werkzeug systemischer Arbeit ist die Hypothesenbildung. Hypothesen sind keine Diagnosen oder Wahrheiten, sondern vorläufige Deutungsangebote, die das Gespräch strukturieren können. Im Kontext der Klärungsphase helfen Hypothesen dabei, implizite Muster oder Regeln sichtbar zu machen – ohne sie zu pathologisieren.
Beispielhafte Formulierungen lauten:
- „Vielleicht geht es in Ihrem Streit auch um Anerkennung – weniger um Inhalte?“
- „Ich frage mich, ob das Schweigen hier auch etwas schützen will?“
- „Wäre es denkbar, dass der Konflikt auch eine Funktion für das Team erfüllt?“
Solche Hypothesen können mit den Beteiligten gemeinsam überprüft, verworfen oder weiterentwickelt werden. Sie sind keine „richtigen“ Aussagen, sondern Einladungen zur Beobachtungsverschiebung.
3.3 Kontextverschiebung: Aus dem Muster aussteigen
Oft sind Konflikte festgefahren, weil sich alle Beteiligten in denselben Schleifen bewegen. Eine effektive systemische Intervention besteht deshalb darin, den Beobachtungskontext zu verschieben – z. B. durch:
- Metaphernarbeit („Wenn Ihr Konflikt ein Wetter wäre – welches?“)
- Systemaufstellungen (im Raum oder auf Papier)
- Rollenreflexion („Was macht Ihre Rolle in diesem System schwierig?“)
Kontextverschiebung bedeutet nicht, den Konflikt zu verharmlosen oder zu abstrahieren – sondern die eingefahrene Sichtweise temporär zu lockern. Ziel ist es, das „System der Bedeutungen“ zu öffnen, ohne Orientierung zu verlieren.
3.4 Zirkuläres Fragen als Musterbrecher
Zirkuläre Fragen ermöglichen es, nicht nur über das eigene Denken zu sprechen, sondern auch über das Denken der anderen. Beispiel:
„Was glauben Sie, denkt die andere Seite, was Sie über sie denken?“
Solche Fragen bringen eine neue Perspektive in den Raum, ohne Konfrontation. Sie destabilisieren Festlegungen, schaffen Spielräume für Selbst- und Fremdbilder – und oft auch für Empathie.
Fazit
Methoden sind im systemischen Verständnis keine Werkzeuge im engeren Sinne, sondern Einladungen zur Ko-Konstruktion neuer Bedeutungsräume. In der Klärungsphase geht es darum, die eingefrorene Kommunikation wieder in Bewegung zu bringen – nicht durch Lösungsvorschläge, sondern durch gezielte Irritation, Reflexion und Neuverknüpfung. Wer in dieser Phase gut beobachtet, zuhört und dosiert interveniert, legt den Grundstein für kreative Lösungen in P3.
4. Praktische Durchführung & systemische Gestaltung
Die Umsetzung der Klärungsphase (P2) stellt Mediator:innen, Coaches und Berater:innen vor eine anspruchsvolle Aufgabe: Wie lässt sich ein Raum gestalten, in dem sich festgefahrene Konfliktdynamiken zeigen dürfen – ohne dass sie eskalieren? Wie lassen sich Unterschiede sichtbar machen, ohne neue Polarisierung zu erzeugen? Und wie kann die Kommunikation wieder anschlussfähig werden, ohne dass jemand Recht behalten oder verlieren muss?
Systemisch betrachtet ist P2 keine lineare Abfolge von Fragen, sondern ein prozessoffener Dialograum, der von der Haltung der Moderation lebt. Diese Haltung lässt sich mit drei Leitbegriffen beschreiben: Zutrauen, Struktur, Präsenz.
4.1 Vertrauen in Selbstklärung – statt Steuerung
Im systemischen Verständnis ist nicht die Mediator:in diejenige, die die Konflikte „löst“, sondern das System selbst erzeugt durch Kommunikation seine eigenen Veränderungsmöglichkeiten. Die Aufgabe der Mediator:in ist es, Kontexte zu ermöglichen, in denen Reflexion, Perspektivwechsel und neue Anschlussfähigkeit möglich werden.
In der Praxis bedeutet das:
- Nicht vorschnell strukturieren oder „zusammenfassen“
- Unterschiedliche Sichtweisen nebeneinander stehen lassen
- Nicht auf Harmonie, sondern auf Klärung hinwirken
Typisch systemische Interventionen in dieser Phase sind z. B.:
- „Ich höre zwei verschiedene Wirklichkeiten. Wäre es in Ordnung, beide sichtbar zu machen?“
- „Was ist das Gemeinsame an diesen so unterschiedlichen Perspektiven?“
- „Könnte es sein, dass das Missverständnis auch eine Funktion erfüllt?“
4.2 Struktur anbieten – ohne Enge
Gerade in angespannten Settings brauchen die Beteiligten einen verlässlichen Rahmen, der sie durch die Komplexität trägt. Struktur heißt aber nicht: Redereihen, Checklisten und Flipcharts – sondern: ein verstehbarer Ablauf, der flexibel genug ist, sich an das System anzupassen.
Ein möglicher Ablauf für P2 könnte so aussehen:
- Einladung zur Sichtweise: Jede Partei schildert, was für sie der Kern des Problems ist – ohne Unterbrechung.
- Exploration und Rückfragen durch Mediator:in: Zirkuläres Fragen, Spiegeln, Hypothesen, Visualisierung.
- Sichtweise der anderen Partei: Auch hier: ungestört schildern, gefolgt von Reflexion.
- Verdichtung der Muster: Was wiederholt sich? Was bleibt unerhört? Welche Tabus gibt es?
- Klärung gemeinsamer Anliegen: Gibt es – trotz der Unterschiede – geteilte Werte, Absichten, Ziele?
Diese Struktur ist kein Zwangsrahmen, sondern ein Container für Komplexität. Er schützt die Beteiligten vor Eskalation, ohne sie zu entmündigen.
4.3 Präsenz im Prozess – auch mit Emotionen
Konflikte sind nicht nur kognitive Probleme. Sie sind emotional aufgeladen, manchmal schmerzhaft, manchmal voller Scham, Trauer oder Wut. In der systemischen Mediation gilt: Gefühle sind Teil der Systemkommunikation – keine Störungen. Sie machen sichtbar, was rational oft nicht mehr sagbar ist.
Das bedeutet für die Moderation:
- Emotionen nicht bewerten oder regulieren
- Raum geben, aber nicht dramatisieren
- Bei intensiven Reaktionen: die Wirkung benennen, nicht die Ursache analysieren
„Ich nehme viel Erregung wahr. Dürfte ich fragen, woran Sie spüren, dass es für Sie gerade wichtig ist?“
„Wie könnte ich Sie unterstützen, dass Sie Ihre Sicht mitteilen können – trotz des Schmerzes?“
Diese Art von Präsenz macht Mediation nicht zur Therapie – aber sie erlaubt, dass ein Konflikt als menschliches Beziehungsgeschehen sichtbar wird. Das ist oft die Voraussetzung, dass sich in P3 überhaupt tragfähige Lösungen entwickeln lassen.

🧭 Veränderung beginnt mit Klarheit.
Als systemischer Berater, Coach und Mediator unterstütze ich Sie dabei, Konflikte zu klären, Rollen zu klären und Prozesse tragfähig zu gestalten – bevor Chancen verloren gehen.
🧩 Mediator Sweti
Struktur. Klarheit. Verbindung.
📬 Kontakt:
✉️ mediator@sweti.de
📅 Jetzt kostenloses Erstgespräch buchen
🌐 Zur Webseite
Fazit
Die praktische Durchführung der Klärungsphase verlangt viel mehr als methodisches Repertoire. Sie verlangt Haltung: eine Balance aus Struktur und Offenheit, aus Spiegelung und Zurückhaltung, aus Empathie und Analyse. Systemische Mediation versteht P2 nicht als Phase der Problemklärung – sondern als Phase der Sinn- und Musterklärung. Wer hier in der Lage ist, das System sich selbst zeigen zu lassen, schafft die Grundlage für nachhaltige Verständigung und Entwicklung.
5. Ausblick: Von der Klärung zur Gestaltung
Die Klärungsphase (P2) markiert den Wendepunkt jeder Mediation oder systemischen Konfliktbearbeitung. Sie ist kein Selbstzweck und auch keine „Therapiephase“. Ihr Ziel ist nicht Harmonie, sondern Verstehen – in all seiner Widersprüchlichkeit. Wer die Konfliktdynamik wirklich sieht, wer Unterschiede erträgt, ohne sie aufzulösen, wer Bewertungen in Kontext übersetzt – der schafft die Voraussetzung für nachhaltige Lösungen, die nicht auf Einigung, sondern auf Anschlussfähigkeit beruhen.
In der Praxis ist P2 oft die emotional und kognitiv herausforderndste Phase. Hier wird sichtbar, was bisher nicht sagbar war. Hier entstehen neue Hypothesen, neue Deutungen, neue Blickwinkel – manchmal auch Schweigen, Verstörung oder Ratlosigkeit. Doch gerade darin liegt ihre systemische Kraft: P2 öffnet Möglichkeitsräume, ohne sie vorzeitig zu besetzen.
Wer systemisch mediieren oder beraten will, muss sich in P2 auf Unsicherheit einlassen können. Er oder sie darf keine fertigen Lösungen erwarten, sondern muss das System dazu befähigen, sich selbst neue Anschlussstellen zu bauen. Die Rolle der Moderation ist in dieser Phase nicht die der Expert:in, sondern die eines fragenden Gastgebers – präsent, strukturiert, respektvoll und offen für Unerwartetes.
Im nächsten Schritt – der Kreationsphase (P3) – geht es dann darum, aus dieser vertieften Verständigung konkrete Optionen zu entwickeln. Auch dabei wird die systemische Haltung entscheidend sein: Lösungen entstehen nicht aus Konsens, sondern aus dem klugen Umgang mit Differenz.
🧭 Sie begleiten selbst Konflikte in Organisationen oder Teams?
Nutzen Sie die Klärungsphase bewusst als Reflexionsraum – und entdecken Sie, was systemische Mediation bewirken kann.
📅 Nächster Schritt
Veränderung braucht Raum – kein Tempo.
Ich biete Ihnen ein kostenfreies Gespräch, um gemeinsam herauszufinden, was jetzt hilfreich wäre:
🗓️ Jetzt kostenfreies Orientierungsgespräch buchen
Oder stöbern Sie weiter in meiner Blogreihe zu den vier Phasen der Mediation:
➡️ Zur Übersicht der Serie