Zweierverträge in der Transaktionsanalyse: Klarheit, Vertrauen und Selbstverantwortung
Mediator Sweti

Klare Vereinbarungen für gelingende Beratung und Mediation
Einleitung: Warum über Verträge sprechen?
In Beratung, Coaching und Mediation ist Klarheit über Ziel, Rolle und Verantwortung entscheidend. Die Transaktionsanalyse (TA) bringt mit dem Konzept des „Zweiervertrags“ ein besonders wirksames Werkzeug ein: eine bewusste, auf Augenhöhe getroffene Vereinbarung zwischen zwei Beteiligten. Sie schafft Struktur, Vertrauen und Selbstverantwortung – sowohl organisatorisch als auch psychologisch.
Der Zweiervertrag aus Sicht der Transaktionsanalyse
Der Ursprung dieses Konzepts liegt bei Eric Berne, dem Begründer der Transaktionsanalyse. In seinem Spätwerk What Do You Say After You Say Hello? formulierte er:
„Keine Veränderung ohne Vertrag.“
Berne verstand unter einem Vertrag eine klare, überprüfbare, gegenseitige Vereinbarung darüber, was sich verändern soll, wie daran gearbeitet wird und wer wofür verantwortlich ist. Ziel ist es, Eigenverantwortung, Entwicklung und Autonomie zu fördern.
Spätere TA-Autor:innen wie Fanita English und Claude Steiner erweiterten das Konzept – etwa für Mehrpersonen-Konstellationen (Dreieckverträge) oder im Kontext von Skript- und Gefühlsarbeit. Der Zweiervertrag bleibt jedoch das stabile Fundament jeder professionellen Begleitung.
TA-Grundlagen für die Vertragsarbeit
Die Vertragsarbeit in der TA basiert auf mehreren grundlegenden Konzepten, die ineinandergreifen:
Das Konzept der Ich-Zustände beschreibt drei voneinander unterscheidbare Erlebnis- und Verhaltensmuster: das Eltern-Ich, das Erwachsenen-Ich und das Kind-Ich. Ein tragfähiger Vertrag wird idealerweise im Erwachsenen-Ich geschlossen – also bewusst, rational und bezogen auf die Gegenwart. Das minimiert das Risiko von Überforderung, Abhängigkeit oder verdeckten Erwartungen. Die TA unterstützt dabei, aktiv zwischen diesen Zuständen zu unterscheiden und angemessen zu kommunizieren.
Transaktionen sind die kleinste Einheit zwischenmenschlicher Kommunikation. Ein wirksamer Zweiervertrag entsteht aus klaren, parallelen Transaktionen: Die gesendete Botschaft wird so empfangen, wie sie gemeint war. Gekreuzte oder verdeckte Transaktionen hingegen erzeugen Missverständnisse oder Spannung. Die bewusste Achtsamkeit auf Kommunikationsmuster sichert die Integrität des Vertrags.
Autonomie ist das zentrale Ziel jeder TA-basierten Arbeit. Sie beschreibt die Fähigkeit, unabhängig von früheren Mustern und übernommenen Regeln zu denken, zu fühlen und zu handeln. Der Zweiervertrag fördert Autonomie, indem er Wahlfreiheit eröffnet und Verantwortung überträgt. Er befähigt Klient:innen dazu, eigene Ziele zu formulieren und sich zu ihnen zu bekennen.
Auch Gefühle spielen eine wichtige Rolle: Die TA unterscheidet zwischen authentischen Grundgefühlen (z. B. Trauer, Angst, Freude, Wut) und Ersatzgefühlen, die als kindliche Überlebensstrategien erlernt wurden. Ein guter Vertrag schafft Raum für echte emotionale Resonanz und hilft, verdeckte oder unangemessene Gefühlsmuster zu erkennen und zu transformieren.
Schließlich wirkt der Zweiervertrag auch auf der Ebene des Lebensskripts. Viele Menschen folgen unbewusst einem inneren Drehbuch aus Kindheitstagen, das ihre heutigen Entscheidungen beeinflusst. Ein reflektierter Vertrag kann diese inneren Muster sichtbar machen und zu neuen Entscheidungen führen. So wird der Vertrag selbst zu einem Entwicklungsschritt.
Funktionen des Zweiervertrags in der Praxis
Ein tragfähiger Zweiervertrag erfüllt mehrere Funktionen, die für den Verlauf und die Qualität eines Beratungsprozesses entscheidend sind:
Der Vertrag klärt Rollen, Ziele, Erwartungen und Methoden. Diese Klärung schafft Sicherheit und Orientierung. Wer weiß, worauf er sich einlässt, kann die Verantwortung für sein Handeln übernehmen und bleibt handlungsfähig.
Der Vertrag macht verdeckte Erwartungen und psychologische Spiele sichtbar. Indem unausgesprochene Hoffnungen, Projektionen oder Rollenerwartungen thematisiert werden, entsteht Transparenz. So können manipulative oder dysfunktionale Kommunikationsmuster vermieden werden.
Der Vertrag fördert die Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Die TA betont Gleichwertigkeit – der Vertrag spiegelt diese Haltung wider, indem beide Seiten Verantwortung tragen und auf gegenseitigen Respekt achten.
Der Vertrag schafft einen sicheren Rahmen. In emotional herausfordernden Kontexten – etwa bei Konflikten oder tiefgreifender Veränderung – brauchen alle Beteiligten Halt. Der Vertrag wirkt hier wie ein psychologischer Schutzraum.
Der Vertrag ist dynamisch. Er kann angepasst, ergänzt oder verändert werden, wenn sich neue Erkenntnisse oder Ziele ergeben. Gerade in längeren Prozessen ist diese Flexibilität essenziell.
Zweierverträge in der Mediation: Drei Ebenen
Auch in Mediationen mit nur zwei Beteiligten entstehen mehrere Formen des Zweiervertrags, die aus TA-Sicht jeweils spezifische Funktionen erfüllen:
Kaufmännischer Mediationsvertrag
Dieser Vertrag regelt formale Aspekte wie Vertraulichkeit, Honorar, Anzahl und Dauer der Sitzungen. Er stellt die organisatorische Grundlage dar und wird auf der Erwachsenen-Ebene aller Beteiligten geschlossen. Seine Funktion liegt vor allem im rechtlichen und strukturellen Schutz der Zusammenarbeit.Psychologischer Vertrag (Arbeitsbündnis)
Auf dieser Ebene wird – teils explizit, teils implizit – ein Arbeitsbündnis zwischen Mediator:in und Mediand:in geschlossen. Es basiert auf Vertrauen, Kooperation und persönlicher Offenheit. In der TA wird dieser Prozess bewusst reflektiert, um verdeckte Erwartungen oder alte Skriptanteile zu erkennen und produktiv zu nutzen.Vereinbarung zwischen den Medianden
Die abschließende Vereinbarung zwischen den Medianden wird im Verlauf der Mediation gemeinsam erarbeitet. Auch sie ist ein Zweiervertrag – diesmal zwischen den Konfliktparteien selbst. Ziel ist es, die Vereinbarung möglichst aus dem Erwachsenen-Ich zu formulieren und so zu einer tragfähigen, eigenverantwortlich getragenen Lösung zu kommen.

🧭 Veränderung beginnt mit Klarheit.
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Fazit: Verträge gestalten Beziehung
Zweierverträge sind weit mehr als „Formalitäten“. Sie sind psychologische Vereinbarungen, die die Grundlage für selbstbestimmte, respektvolle und wirksame Zusammenarbeit schaffen. Psychologische Verträge entstehen nicht nur durch Worte, sondern durch Haltung, gegenseitige Erwartungen und den bewussten Umgang mit Rollen. Sie bilden den Rahmen, in dem Vertrauen wachsen und Entwicklung stattfinden kann. Die Transaktionsanalyse bietet ein präzises Modell, um diese Prozesse bewusst zu gestalten – und damit echte Veränderung zu ermöglichen.
„Ein Vertrag schafft die Voraussetzung für echte Veränderung – auf Augenhöhe.“
Weiterdenken und Kontakt
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